Unser Gipskarst

 

Und die Frage: Abbau erweitern Ja oder Nein?

Foto: Karstwanderweg am Pfaffenholz in Tettenborn (Privat - Silvia Gerlach)

Warum diese Frage plötzlich zum großen Thema in unserer Kommunalpolitik wurde

Der Gipsabbau ist seit ca. 200 Jahren ein fester Bestandteil unserer Heimat. Die erste Erwähnung einer Gipshütte in Neuhof findet sich 1827. Heute, 194 Jahre später, streiten sich Naturschützer und Gipsindustrie um eine erneute Erweiterung der Abbauflächen.

Grund dafür ist eine geplante Änderung des Landesraumordnungsprogrammes (LROP), mit dem Ziel, die Gipsabbauflächen im Altkreis OHA zu erweitern.  

Durch die geplante Schließung der Kohlekraftwerke bis spätestens 2038, entfällt der REA-Gips als wichtiges Nebenprodukt. Die Gipsindustrie versucht nun, den Wegfall von REA-Gips  durch neue Naturgips-Abbauflächen zu kompensieren.

Das Änderungsverfahren hat im November 2019 mit der Bekanntgabe der allgemeinen Planungsabsichten durch das Land Niedersachsen begonnen. Allerdings so still und leise, dass die Bevölkerung davon kaum etwas mitbekommen hat. Der fertige Entwurf des neuen LROP wurde dann im Dezember 2020 freigegeben.

Laut Niedersächsischem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sind die Unterlagen im Internet einsehbar und lagen außerdem vom 04.02. bis einschließlich 05.03.2021 zur Einsichtnahme für jedermann aus.

Bis zum 19.03.2021 bestand die Möglichkeit für öffentliche Stellen, Verbände und Vereinigungen sowie die Öffentlichkeit, eine Stellungnahme zu den Entwurfsunterlagen abzugeben.

Die notwendige Öffentlichkeitsarbeit wurde gemacht - aber von politischer Seite so leise, dass dies am Normalbürger vorbeizugehen schien - wären nicht im März 2021 Naturschützer wie BUND und Bündnis 90 / Die Grünen für die Öffentlichkeit so laut geworden, dass es doch einige Menschen, auch in unserer Region, wachgerüttelt hätte.

Grund genug also, doch etwas genauer hinzuschauen. 

Was steht also in dem LROP drin?

Laut LROP sollen im niedersächsischen Südharz rund 40 Hektar zusätzliche Flächen zu Vorranggebieten erklärt, sowie weitere Flächen umgewidmet werden, um auch hier einen Gipsabbau zu ermöglichen. Die Flächen für den Abbau von Naturgips sollen bis unmittelbar an die Grenzen von besonders geschützten Gebieten erweitert werden.

Genauer gesagt: Es sollen 10 weitere Abbaugebiete geschaffen werden. Davon 6 in den Ortsteilen von Bad Sachsa (Tettenborn und Neuhof), 3 in Osterode am Harz und 1 in Walkenried. 

Wobei man damit rechnen kann, dass in naher Zukunft weitere neue Abbauflächen dazukommen, sobald noch geschützte Flächen umgewidmet werden. 

Darum wurde der Ruf vom BUND so laut:

Der vor Jahren vereinbarte „Gipsfrieden“ seitens des BUND war für die Naturschützer ein schmerzlicher Kompromiss, dem der BUND nur unter der Voraussetzung zugestimmt hatte, dass keine weiteren Gebiete im Harz der Gipsindustrie zum Opfer fallen. Genau dies soll nun aber geschehen.