Ökosystem Gipskarst

Foto Silvia Gerlach / privat

Unser Gipskarst im Südharz ist etwa 100 km lang und bis zu 7  km breit. Er verbindet Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt und ist das bedeutendste Gipskarstgebiet Europas.

Das Harzer Gipskarstgestein entstand vor etwa 250 Mio. Jahren und ist ein hochwertiges Ökosystem mit großem Artenreichtum an Flora und Fauna. Viele seltene Pflanzen und Tiere sind anzutreffen, manche sogar nur hier.

Aber was ist Karst genau und was macht ihn so besonders?

 

 

 

 

 

 

 

 

Gipsblase (Quellkuppe) bei Bad Sachsa

Foto: privat. A. Petzold

Karst ist eine Landschaftsform, in der Oberflächenwasser durch wasserlösliches Gestein wie Gips, Anhydrit oder Kalk versickert und es auflöst.

Dadurch bildeten sich im Laufe der Jahrmillionen  an vielen Stellen Höhlen und ganze unterirdische Wasserläufe, deren Wasser an völlig anderen Stellen wieder an die Oberfläche tritt.

Diese Stellen nennt man Karstquellen. Bekannte Beispiele dafür sind die Ruhmequelle und der Förster Mühlenteich:

Die Ruhmequelle in der Nähe von Herzberg gehört zu den ergiebigsten Karstquellen Europas.

Im Mittel bringt sie 2000 Liter Wasser pro Sekunde hervor und wird auch zur Trinkwassergewinnung genutzt.

Sie hat viele Nebenquellen, die hier in diesem Gebiet aus dem Boden kommen und in dem Quellteich münden. Hier hat sich ein zauberhafter Wald gebildet, in dem sich u.a. Eisvögel wohlfühlen. 

Foto: privat. Andreas Petzold

Der Mühlenteich ist ein angestauter Quellteich im Nordosten von Förste bei Osterode. Mit durchschnittlich 380 Litern Wasser pro Sekunde gehört er zu den ergiebigsten Karstquellen im südlichen Harzvorland.

Im näheren Umfeld befinden sich noch mehrere weitere Karstquellen.

Das Wasser dort dient der Abfüllung von Mineralwasser. Bekannt unter dem Namen "Grafenquelle". 

Foto: Andreas Petzold / privat

Das Besondere dabei ist, dass sich auf dem Gestein Boden abgelagert und unzählige Pflanzen und Bäume angesiedelt haben.

Diese haben nicht nur eine Filterfunktion für das Regenwasser, dass durch das Gestein in das Grundwasser gelangt, sondern bieten ebenso Lebensräume für besondere Pflanzen und Tiere.

Über 400 Pilzarten, davon einzelne mit einzigem Vorkommen in der Bundesrepublik, konnten dort nachgewiesen werden.

Auf den besonders artenreichen Magerrasen sind viele gefährdete Pflanzenarten und floristische Highlights zu finden: Z. B. Frühlings-Adonisröschen, Berg-Gamander und Kriechendes Gipskraut.

Die Karstlandschaft wird bestimmt durch Orchideenreiche Kalkbuchenwälder, Eichenmischwälder, feuchte Schlucht- und Schattwälder. Gleichzeitig finden sich dort aber auch viele Kleingewässer, Quellsümpfe und kleine Moore, Feucht- und Nassgrünland.

Felsbiotope, Höhlen, Halbtrockenrasen und Streuobstwiesen bilden ein  abwechslungsreiches Mosaik.

Diese Vielseitigkeit bietet für seltene und zum Teil bedrohte Tierarten Platz zum Leben. So finden z.B. in den wassergefüllten Erdfällen, Schluchtwäldern oder Quellsümpfen
Amphibien ihren Lebensraum.

An den Gewässern ist der Feuersalamander verbreitet. 

Die Höhlen wiederum bieten zahlreichen bedrohten Fledermausarten ein Quartier. Dort finden sich z.B. Mopsfledermaus, Brandtfledermaus, Bartfledermaus sowie das Mausohr.

Die Wälder oder Felsstandorte werden von Uhu oder Steinkauz besiedelt.

Aber auch Dachs, Wildkatze oder Schwarzstorch kommen dort vor. 

 

Der Sachsenstein bei Bad Sachsa

Foto: privat. A. Petzold

Das Bundesamt für Naturschutz bewertet den Südharzer Gipskarst als einen Hotspot der biologischen Vielfalt. Sachsen-Anhalt hat daraus schon seine Schlüsse gezogen und den auf seinem Gebiet vorhandenen Gipskarst in einer Größe von ca. 30.000 Hektar als ein Biosphärenreservat ausgewiesen.