Operation Gipsabbau
Jedes Jahr werden derzeit in Deutschland zwischen 3,3 und 4,7 Mio t Naturgips abgebaut.
In unserer Region entlang der Landesgrenze (Walkenried, Neuhof, Tettenborn) existieren laut karstwanderweg.de insgesamt 7 Steinbrüche mit einer Abbaufläche von insgesamt ca. 115 ha.

Foto: Andreas Petzold/privat
Bevor mit dem Abbau von Gips begonnen werden kann, ist einiges an Vorbereitung notwendig. Dazu gehören u. a. geologische Untersuchungen, Bestimmung der aktuellen Nutzungsverhältnisse, Klärung der Oberflächeneigentumsverhältnisse, sowie die Planung für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Biotope und ökologisch wertvolle Bereiche, die auf den vorgesehenen Abbauflächen vorhanden sind.
Ähnlich wie einem schweren operativen Eingriff beim Menschen, erfordert also auch dieser schwere Eingriff in die Natur eine genaue Vorbereitung, Planung und Nachbereitung.
Nachdem die Prüfung und Genehmigung der Abbau- und Wiederherrichtungsplanung erfolgt ist, beginnt die Gewinnung des Gipsgesteins.
Dieser erfolgt in vier Schritten:
- Abraumbeseitigung
- Bohren und Sprengen
- Laden und Abtransport
- Wiederherstellung der abgebauten Flächen.
1. Die Abraumbeseitigung

Abraumbeseitigung bedeutet: Alles, was sich auf der Abbaufläche oberhalb des Gipsgesteins befindet, muss weg: Bäume, Pflanzen, Boden.
Es ist also zuerst viel Arbeit mit schwerem Gerät notwendig, um das eigentliche "OP-Gebiet" Gipsgestein freizulegen.
Im Foto: Steinbruch am Karstwanderweg in Neuhof. An der Abbruchkante ist der Vorher-Nachher-Zustand sehr gut erkennbar und bietet einen guten Eindruck, was alles entfernt werden musste, um diesen Steinbruch so freizulegen. (Andreas Petzold/privat)
2. Bohren und Sprengung

Früher orientierte sich der Einsatz von Sprengstoffen an Spalten und Klüften, die im Gestein vorhanden waren.
Seit Mitte der 50er Jahre verbreitete sich die Großbohrlochsprengung. Bei dieser Sprengungsart werden parallel zur Abbruchkante Bohrlöcher in den Fels getrieben, in die dann Sprengstoff verfüllt wird.
Foto: Steinbruch am Kranichteich bei Neuhof. (Silvia Gerlach/privat)
3. Laden und Abtransport

Mit Bagger oder Schaufellader wird das lose Gestein („Haufwerk“) aufgenommen und auf Großlastwagen bzw. Muldenkipper verladen, die es zu einer Brecheranlage transportieren.
Im Werk wird das Gestein dann für die Weiterverarbeitung vorbereitet.
Foto: Silvia Gerlach/privat
4. Wiederherstellung der abgebauten Flächen

Bei der Wiederherstellung wird der Abbauholraum wieder aufgefüllt. Dies kann in Teilbereichen auch schon während des noch andauernden Betriebs erfolgen. Mit geeigneten Maschinen wird die von der Planung vorgesehene Oberflächenform gestaltet. Weiterhin wird die für die Rekultivierung vorgesehene Fläche mit einer Schicht aus Mutterboden abgedeckt.
Kürzere Abbauzeit in unserer Region durch die Firma Saint Gobain Formula
Laut der Angaben der Firma Saint Gobain Formula kann man aktuell eine deutlich kürzere Abbauzeit für die gleiche Abbaufläche erkennen:
- Anfang der 1970er Jahre bis Ende der 1990er Jahre = 30 Jahre für 3 ha Abbaufläche.
- Aktuell beträgt die Abbauzeit 3-5 Jahre für 0,5 - 1,5 ha (Aussage Herr Zimmer von der Firma Saint Gobain Formula auf der Bauausschusssitzung am 18.03.2021).
Eine derzeitige Abbauzeit von 5 Jahren für 1,5 ha bedeutet, dass heute eine Abbaufläche von 3 ha nur noch für 10 Jahre ausreicht - 1/3 der ursprünglichen Zeit!
Je schneller eine Abbaufläche erschöpft ist, umso schneller muss dann eine neue Abbaufläche geschaffen werden.
Will man nun zukünftig den wegfallenden REA-Gips (60%) komplett durch Naturgips ersetzen, bedeutet dies noch einmal eine Steigerung des Gipsabbaus um weit mehr als das Doppelte unseres aktuellen Standes.
Ein Beispiel für exzessiven Abbau bildet der Kohnstein bei Niedersachswerfen.

Foto: Andreas Petzold / privat
Der Steinbruch "Kohnstein" hat derzeit eine Größe von ca. 200 ha. Zum Abbau vorgesehen ist eine Fläche von 400 ha.